Inzwischen habe ich Anais, Beatrice, Oriel und viele
weiteren Familienmitglieder kennengelernt. So langsam wird es wirklich eine
Herausforderung sich alle Namen zu merken :)
Außerdem habe ich ein neues Zimmer bekommen. Das wird es
nun auch für die nächsten 11 Monate bleiben. Zuvor war ich in Anais Zimmer, da
mein jetziges erst noch ausgeräumt werden musste. Es ist ziemlich klein, reicht
aber völlig aus.
Ich mache sehr gerne Sport. Inzwischen habe ich auch hier
die Möglichkeiten dazu gefunden. In 5 Minuten Fußweg kann man zwei
Fitnessstudios erreichen. Außerdem war ich
gestern mit meinem Gastcousin beim 2 stündigen Fußballtraining. Trotz
bewölktem Himmel habe ich mir dabei den ersten Sonnenbrand geholt. Morgen ist
ein Volleyballtournier in der Hotelanlage geplant, wo Lisseth arbeitet.
In der Schule hat sich inzwischen auch einiges geändert.
Ich habe nun von jeder Klassenstufe mindestens eine Klasse. Das bedeutet für
mich zum einen auch hier noch mehr Namen, aber zum anderen auch mehr
Abwechslung. Ich finde es sehr gut auch die etwas älteren Klassen unterrichten
zu können. Denn diese können sich länger konzentrieren, können sich mehr Dinge
merken und sind trotzdem motiviert beim Unterricht dabei. Ich kann mir
praktisch aussuchen, was ich den Klassen beibringen möchte. Dabei ist mir
aufgefallen, dass sie zwar viele Vokabeln können, jedoch nicht sagen können,
wie sie heißen, wie alt sie sind und wo sie wohnen. Und das trotz meines Wissens
6 Jahren Englischunterricht. Daher werde ich versuchen in Zukunft
beispielsweise Kindergeschichten zu lesen anstatt noch mehr Vokabeln zu pauken.
Was bringt es den Kindern, wenn sie die exotischsten Tierarten auf Englisch
wissen jedoch keinen zusammenhängenden Satz sagen können? Das ist zumindest
meine Meinung.
In der „Kinder B“ Gruppe sind wir nun schon seit 2 Wochen
dabei die Wochentage auf Englisch zu lernen. Ich habe die Kinder B Gruppe fast
täglich á 40 Minuten. Wir haben schon 3 verschiedene Lernvideos/Lernlieder angeschaut, 1 Spiel
gespielt und ich habe die korrekten Bezeichnungen bestimmt schon 100-200 Mal
wiederholt und wiederholen lassen. Mehr als 2-3 Wochentage wissen die meisten
jedoch immer noch nicht. Und auch die Wochentage auf Spanisch können die
meisten nicht korrekt aufsagen. Mir ist natürlich bewusst, dass die Kinder noch
sehr jung sind und sich auch meistens viel Mühe geben. Das ändert jedoch nichts
daran, dass ich an meine pädagogischen Grenzen stoße. Interessant ist auch, dass die Kinder immer im selben Tonfall wie ich die Wörter wiederholen. Die eigene Motivation spiegelt sich also immer bei den Kindern wieder. Und wenn man sagt "jetzt noch lauter!", dann schreien sie einem fast das Ohr weg :D
Am Freitag war ich zum ersten Mal bei einer
Lehrerkonferenz. Dabei musste ich innerlich jedoch immer wieder den Kopf
schütteln. Die 20 anwesenden Lehrer saßen verteilt im Raum. Nachdem die
Direktorin 5 Minuten gesprochen hatte klingelte zum ersten Mal ihr Handy. Sie
nahm an und ging raus. Einer der Lehrer hatte einen witzigen Hut dabei und es
wurde angefangen damit Fotos zu machen. Dann ging es weiter (mit der Direktorin
wurde auch noch schnell ein Foto gemacht). Während die Direktorin redete holten immer wieder Lehrer/innen ihr Handy raus und checkten Facebook und WhatsApp Nachrichten. Außerdem
klingelte noch zwei weitere Male das Handy der Direktorin und von 5 Lehrern
auch jeweils einmal. Es wurde immer angenommen.
Während ein Lehrer redete wurde das Geld für ein Geschenk
eingesammelt. Außerdem wurde ein neuer 100 Dollarschein ausgepackt, herumgereicht
und Fotos gemacht. Oft wurde geredet, wenn ein Lehrer etwas sagte.
Inhaltlich ging es darum, dass die Eltern nur zu
bestimmten Zeiten auf das Schulgelände dürfen. Dass die Kinder von zuhause oft
keine Regeln kennen und gemeinsam die Disziplinlosigkeit einiger Kinder unterbunden
werden müsse. Die Kosten vom Essen, das die Kinder in der Schule bekommen.
Ihr könnt mir gerne jederzeit Fragen stellen. Ich werde
sie dann im nächsten Blogeintrag beantworten.
1. Handelt
es sich um eine öffentliche oder private Schule?
Es ist eine öffentliche
Schule.
2. Gibt
es zu wenig Schulen, wenn in zwei Zeitabschnitten unterrichtet wird?
Nein, ich denke nicht. Die
Schüler könnten noch nicht alleine mit dem Bus in entferntere Schulen fahren.
Daher sind wohl vor allem die Eltern froh, wenn der Schulweg ihrer Kinder so
kurz ist. Und 300 Schüler bei 8 Klassenzimmern -> 2 Zeitabschnitte nötig. Ich
sehe abends häufig vor allem ältere Schüler in Schuluniform in der Stadt. Daher
vermute ich sind 2 Zeitabschnitte nicht untypisch hier in Panama.
3. Wozu
ist der Acker?
Das Schulfach heißt „Aire
libre“ (etwa: frische Luft). Dabei gehen die Schüler auf den Acker und
bewirtschaften ihn ein bisschen. Wirklich wachsen tut im Moment aber nichts.
Ich sitze gerade auf meinem Bett und schreibe diesen Blogeintrag. Jetzt höre ich schon von weitem den Ruf eines Straßenverkäufers „Quieres
Tamaleeeeeeeeeeeeeeeees“ :D eine mit Mais und Hühnerfleisch gefüllte Spezialität.
Viele Grüße aus Panama!